Wanderjenosse Sandra
Bis vor kurzem hatte auch ich keine Ahnung, was sich hinter der Abkürzung ZNL verbirgt. Innerhalb weniger Wochen bin ich mitten hineinkatapultiert in das ZNL-Universum. Aber schön der Reihe nach.
Als ich anfing diesen Blog zu führen, legte ich erst mal los und schrieb, was ich selbst schön oder spannend oder interessant fand. So ließ ich die Welt von meiner Passion wissen und Google Analytics behauptete, dass sogar 1 bis 2 Interessierte lesen, was hier so steht. So kam ich an dem Punkt mir zu überlegen, dass man sich hier, ganz wie im richtigen Leben, weiterentwickeln sollte. Aber die Entwicklung war schon längst im Gange.
Aufgefallen ist sie mir, da ich vor jeder Wandertour über die zu erkundende Gegend ausgiebig recherchiere. Über die wanderbaren Wege natürlich, über Historie, Landschaft, Sehenswertes, Skurriles und vor allem über die Naturlandschaft mit allem was da so kreucht und fleucht. Beim Auffinden der vorher ausbaldowerten Gegebenheiten vor Ort überfällt mich dann jedes Mal eine sagenhaft kindliche Entdeckerfreude, der der Silberrücken in Form ausschweifender Vorträge gnadenlos ausgeliefert ist. Und mich trifft die Erkenntnis, dass es noch viel mehr zu wissen gibt, vor allem über die Natur und ihre Zusammenhänge und was alles in Gefahr gerät verloren zu gehen aufgrund unserer Weltherrschaftsansprüche.
Andersherum betrachtet bin ich immer wieder entsetzt, wie Naturkenntnisse und Heimatwissen bei vielen Mitmenschen verelenden, dass auf breiter Front kaum Grundkenntnisse über Natur und Besonderheiten vor der eigenen Haustür vorhanden sind und, schlimmer noch: nicht einmal als Defizit wahrgenommen werden.
Also, da muss man doch …
Ja, da muss man doch was tun! Ich grüble schon eine ganze Weile, wie ich den Bildungsauftrag, der in mir rumort, an den Mann bzw. an die Frau bringen kann. Wie kann man sich der Wissenserosion in puncto Regionalität entgegenstellen? Langweilige Beiträge mit erhobenem Zeigefinger kommen auf diesem Blog ja wohl nicht in Frage. Sind Blogartikel überhaupt das Richtige?
Und dann kam die Erleuchtung in Form eines Tweet der tmu (Tourismus Marketing Uckermark):
Zertifizierter Naturführerschein als berufliche Perspektive
UNESCO Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, Nationalpark Unteres Odertal und Tourismusverein Angermünde suchen engagierten Nachwuchs für eine neue, regionsübergreifende Ausbildung zum qualifizierten Naturführer pic.twitter.com/PXcYSQI3fc— Uckermark Tourismus (@Uckermark_tmu)September 21, 2019
Na klar, das is es! Ich nehme Euch einfach mit raus zum Wandern! Die beschriebenen Schutzgebiete Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, Nationalpark Unteres Odertal und das Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin sind in der Tat einzigartig. Ich war schon häufiger dort und bin fasziniert von diesen großflächigen Naturlandschaften der Uckermark.
Dann also Natur- und Landschaftsführer
Da passt doch alles zusammen. Mein Faible für Natur, Kultur und Geschichte und der Ruf, der mich ereilt hat. Also habe ich 70 Stunden lang in Angermünde und Umgebung die Schulbank gedrückt und viele spannende Exkursionen gemacht und jede Menge engagierte Leute getroffen. Es gab wahnsinnig viel zu erfahren über:
Natur- und Landschaft der Schutzgebiete
Rechtliche Aspekte
Marketing
Schutzgebietspolitik
Ökologie, Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Siedlungsgeschichte
Kommunikation und Didaktik
Nebenbei habe ich noch 22 andere verrückte Naturenthusiasten getroffen, die auch anderen zeigen wollen, welche Schätze sich vor der eigenen Haustür finden lassen. Vorher mussten jedoch alle eine Hausarbeit schreiben, eine schriftliche Prüfung ablegen und eine Mündliche noch dazu.
ZNL – und nun?
Und nun bin ich officially pimped als Zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin Uckermark. Eingeweihte mit einem Drang zu verstümmelnder Verkürzung sagen übrigens: ZNL . Wohlgemerkt nur echt mit dem BANU-Zertifikat. Der BANU (Bundesweite Arbeitskreis der staatlich getragenen Umweltbildungsstätten im Natur- und Umweltschutz) ist eine bundesweite Dachorganisation, die in der Umweltbildung dafür sorgt, dass nicht jeder macht was er will, sondern z.B. für die Landschaftsführer eine bundesweite Lehrgangs- und Prüfungsordnung vorgegeben hat. Damit kann jeder Interessierte, der sich vertrauensvoll einem Landschaftsführer anschließt, sicher sein, dass der auch weiß, was er tut. Mein Zertifikat ist 5 Jahre gültig und ich muss eine jährliche Fortbildung besuchen, um es zu behalten.
So, und nun hat der ZNL Wanderjenosse den Winter über ein paar Naturführungen konzipiert. –> zu den geführten Touren
2 Comments on “ZNL der Uckermark: wie der Ruf mich ereilte”
Ich bin durch einen Minibericht über eine Veranstaltung auf deinen Blog aufmerksam geworden. Du scheinst mir ’ne interessante Jenossin zu sein. Da ich die Uckermark meine Heimat nenne und wahrscheinlich mir noch ganz viel Wissen dazu fehlt und ich auch ganz gerne mal ’n paar Schritte durch die Landschaft mache, würde ich ganz gern mal mit dir ein paar Wege gemeinsam genießen. Vielleicht kannst du mir ja noch ganz viel zeigen und von lehren. Die 70 Stunden sollen ja nicht umsonst gewesen sein. Da meine Zeit an den Wochenenden auch immer knapp ist, wird es mit der Terminfindung sicherlich nicht ganz so einfach. Bei Interesse an gemeinsamen Schritten bin ich hellhörig.
Hallo Marco,
es freut mich, dass Dir mein Blog gefällt. Und einem Uckermärker noch dazu! In der Tat fehlt mir auch immer ein Tag zwischen Samstag und Sonntag, dennoch sollte eine gemeinsame Brandenburgentdeckung wohl möglich sein.
Bis dahin
Viele Grüsse
Sandra