Der Paul-Gerhardt-Weg

SandraDahme-Seenland, Spreewald, Wandern2 Kommentare

Wanderwegweiser Paul-Gerhardt-Weg im Wald

140 Km Spiritualität, Besinnung oder einfach schön Wandern

Der Paul-Gerhardt-Weg ist vom Wandermagazin für den Titel „Deutschlands Schönster Wanderweg 2024“ in der Kategorie Mehrtagestouren nominiert. Ja, es gibt auch Mehrtagestouren in Brandenburg. Macht nicht`s, wenn Du selbst als Brandenburg-Auskenner noch nie etwas von diesem Weg gehört hast. Dafür bist Du ja auf dieser Erklär-Seite gelandet.

Wer bitte ist Paul Gerhardt?

Neben Loriot, Fontane und Brecht gibt es noch allerlei andere Brandenburger Persönlichkeiten der gekonnten Wortjonglage. Dazu zählt auch Paul Gerhardt. Im Gegensatz zu den Vorgenannten lebte Gerhardt im 17. Jahrhundert in einer Zeit, als man sein Tun noch ganz und gar auf Gottes Wohlgefallen ausrichtete. Und so gilt Paul Gerhardt heute als der bedeutendste, deutsche Kirchenlieddichter. Über 140 Lieder und Gedichte sind erhalten geblieben und werden bis heute konfessionsübergreifend gesungen und gelesen.

Und warum ein Wanderweg?

Dem geneigten nichtkonfessionellen Leser sei an dieser Stelle versichert, dass er sogleich erlöst wird und anderweitigen Gefallen an dem Weg finden wird. Vorher muss jedoch erwähnt werden, dass Gerhardts Hauptschaffensorte vor allem die Kirchen der Orte Berlin (Nikolaikirche), Mittenwalde und Lübben waren. Was liegt da näher, als die spirituellen Orte durch einen thematischen Wanderweg zu verbinden? – Einen Paul-Gerhardt-Weg eben. Für viele säumige Kirchgänger ist Wandern zwischenzeilich eine moderne Alternative zur inneren Einkehr geworden. Allen anderen sei gesagt, dass auf den insgesamt 140 Wanderkilometern noch weit mehr kulturhistorisch Entdeckenswertes wartet und die Brandenburger Naturlandschaft sowieso die Hauptrolle spielt.

Wo laufen sie denn?

Der Paul-Gerhardt-Weg ist sowohl für Schönwetter-Wanderer als auch für Streckenläufer eine gute Wahl. Aus dem Bauchladen der 9 Etappen kannst Du dir entweder das Passende rauspicken oder die volle Paule-Packung angehen. Das Besondere ist die Wandlung des Weges von der grünen Stadtwanderung zu Beginn bis zur absoluten Natureinsamkeit gegen Ende der Strecke. Jeder Abschnitt hat seinen eigenen Charakter: begrünte Stadtwanderung auf den ersten Etappen, mondäne Villenvororte, die große Weite, endlose Wälder, stille Wasserläufe und die Spreewälder Wasserwelt.
Ich stelle euch die einzelnen Etappen hier mal kurz vor. Alle Infos zum Paul-Gerhardt-Weg gibt`s HIER

Etappe 1: Nikolaikirche Berlin bis Berlin-Wuhlheide (16 Km)

Start: Berlin, Bahnhof Alexanderplatz (Regio, S-Bahn, U-Bahn, Tram)
Ziel: Berlin, Tramhaltestelle Rummelsburger Str./ Edisonstr., (M17, 21, 27, 37)

zwei Wanderer auf dem Paul-Gerhardt-Weg am Ufer der Spree in Berlin

Die Tour beginnt an der Nikolaikirche, an der schon Paul Gerhardt predigte. Falls ihr euch für die Persönlichkeit und sein Wirken interessiert, plant hier ein bisschen Zeit ein. Entlang des Weges sind so ziemlich alle Denkmäler, historische Bauwerke und Sehenswürdigkeiten zu sehen, die die Hauptstadt zu bieten hat. Abseits großer Hauptstraßen und Hochhausschluchten geht es entlang ruhiger Wohngebiete, begrünter Uferwege an der Spree und durch Parkanlagen.


Etappe 2: Berlin-Wuhlheide bis Berlin-Grünau (13 Km)

Start: Berlin, Tramhaltestelle Rummelsburger Str./Edisonstr. (M17, 21, 27, 37)
Ziel: Berlin, BVG-Fähre F12

Weiter geht`s durch das grüne Köpenick. Parkanlagen wechseln sich mit Stadtwald ab. Die gut erhaltene Altstadt Köpenick erinnert an die Eigenständigkeit der mittelalterlichen Stadt bis 1920. Das Gaunerstück des Hauptmann von Köpenick ist bis heute allen Berlinern gegenwärtig. Im Rathaus, dem Tatort des weltbekannten Überfalls, könnt ihr euch über die Köpenickiade informieren. An der Schlossinsel mit dem Barockschloss mündet die Dahme in die Spree und wird ab hier der wegbegleitende Fluss.


Etappe 3: Berlin-Grünau bis Zeuthen (12 Km)

Start: Berlin, BVG-Fähre F12
Ziel: Zeuthen, S-Bahnhof (S8, S46)

Auf den letzten Berliner Kilometern des Paul-Gerhardt-Weges zeigt die Millionenmetropole wieviel Natur sie zu bieten hat. Auf schmalen Pfaden entlang der Krummen Lake geht es durch das Feuchtgebiet mit abwechslungsreichem Waldbestand. Wenn der alte Wasserturm Eichwalde in Sicht kommt, seid ihr in Brandenburg angekommen. Entlang des Zeuthener Sees führt der Weg durch den sympathischen Ort bis zum S-Bahnhof. Ein Stopp am Chinesischen Garten, direkt am Seeufer, solltet ihr unbedingt einplanen.


Etappe 4: Zeuthen bis Königs Wusterhausen (13 Km)

Start: Zeuthen, S-Bahnhof (S8, S46)
Ziel: Königs Wusterhausen, S-Bahn & Regiobahnhof (S46, RE2, RE7, RB22, RB36)

Von Zeuthen aus führt der Weg durch den landschaftlich reizvollen Höllengrund und den Kurpark Wildau bevor er wieder die Dahme erreicht. Bemerkenswert ist in Wildau die Schwartzkopffsiedlung, die als Werkssiedlung für die Mitarbeiter der BMAG um 1900 entstand. Sie ist weitgehend in ihrer Originalsubstanz erhalten, wurde preisgekrönt saniert und ist heute ein Stück Industriekultur. Königs Wusterhausen hat neben dem Schloss, dass der Soldatenkönig so liebte, weitere sehenswerte Orte. Der Funkerberg mit dem angeschlossenen Museum gilt als die „Wiege des deutschen Rundfunks“ und im Dahmelandmuseum ist die Regionalgeschichte liebevoll aufgearbeitet.

mitten durch die Schwartzkopffsieslung Wildau auf dem Paul-Gerhardt-Weg

Etappe 5: Königs Wusterhausen bis Mittenwalde (16 Km)

Start: Königs Wusterhausen, S-Bahn & Regiobahnhof (S46, RE2, RE7, RB22, RB36)
Ziel: Mittenwalde, Bushaltestelle Yorckstr. (728, 729,730, 790)

Die Kirche Mittenwalde ist ein Höhepunkt des Paul-Gerhardt-Weges

Entlang des pittoresken Nottekanals führt der Paul-Gerhardt-Weg aus der Stadt heraus in die offene, weite Landschaft. Buschiges Grasland und Felder wechseln sich ab. Die ehemaligen Rieselfelder sind heute Rückzugsgebiet für viele Vogelarten der Offenlandschaft. Das Städtchen Mittenwalde hat sich mit den Resten der Stadtbefestigung und dem Salzmarkt seinen mittelalterlichen Charme bewahrt. Vom Kirchturm der St.-Moritz-Kirche habt ihr einen grandiosen Überblick. Hier pflegt man auch das Andenken Paul Gerhardt. Seine Zeit als Pfarrer und Propst gilt als seine schaffensreichste.


Etappe 6: Mittenwalde bis Groß Köris (19 Km)

Start: Mittenwalde, Bushaltestelle Yorckstr. (728, 729,730, 790)
Ziel: Groß Köris, Regionalbahnhof (RE2, RE7)

Mittenwalde hinter sich lassend wandert ihr durch sich schnell abwechselnde Landschaften. Entlang dieser Etappe gibt es viel Natur zu entdecken. Und alles ist dabei: viel Weite, kleine Ortschaften, Abgeschiedenheit, stille Wälder und Seen. Mit etwas Glück kriegt ihr Fischadler oder ein Seeadler zu sehen. Eine Besonderheit ist die historische Zugbrücke in Groß Köris, die in den Sommermonaten zu regelmäßigen Zugzeiten ihren Dienst versieht.

Der Paul-Gerhardt-Weg führt über die Zugbrücke Groß Köris

Etappe 7: Groß Köris bis Märkisch Buchholz (15 Km)

Start: Groß Köris, Regionalbahnhof (RE2, RE7)
Ziel: Märkisch Buchholz, Bushaltestelle Markt (506, 725)

Wegmarkierung Paul-Gerhardt-Weg im Wald

Nun geht abseits jeglicher Zivilisation durch die endlosen Wälder des Naturpark Dahme-Heideseen. Auf halber Strecke trefft ihr auf das das denkmalgeschützte Ensemble des Forsthaus Hammer. Bis 1913 kam der Kaiser regelmäßig zur Jagd hierher. Besonders schön ist der lange Abschnitt entlang des naturbelassenen Ufers der Dahme, die gemächlich durch Wald- und Wiesenland fließt. Am Ende empfängt euch die kleinste Stadt Brandenburgs mit ihrem 6 Meter hohen Überfallwehr.


Etappe 8: Märkisch Buchholz bis Schlepzig (24 Km)

Start: Märkisch Buchholz, Bushaltestelle Markt (506, 725)
Ziel: Schlepzig, Bushaltestelle Kirche (504, 506)

Märkisch Buchholz gilt als Tor zum Spreewald. Wenn ihr die Köthener Heide mit ihren glitzernden Seen inmitten ausgedehnter Wälder hinter euch gelassen habt, seid ihr in Leibsch schon mittendrin. Die längste Etappe des Paul-Gerhardt-Weges lohnt sich durchaus in zwei Tage aufzuteilen, denn unterwegs gibt es so viele Plätze zum Innehalten und Staunen. So der Aussichtsturm auf dem 144m hohen Wehlaberg, das Nadelwehr in Leibsch oder der Weidendom in Schlepzig. Die idyllischen Orte Leibsch und Schlepzig lohnen darüber hinaus ob ihrer sorbischen Kulturzugehörigkeit einer genaueren Betrachtung.

Rast in der Schutzhütte am Paul-Gerhardt-Weg

Etappe 9: Schlepzig bis Lübben (16 Km)

Start: Schlepzig, Bushaltestelle Kirche (504, 506)
Ziel: Lübben, Regio-Bahnhof (RE2, RE7)

zwei Wanderer vor der Paul-Gerhardt-Kirche in Lübben

Die letzte Etappe führt durch den idyllischen Spreewald zu der letzten Wirkungsstätte Paul Gerhardts – nach Lübben. In der Spreewaldstadt starb der Kirchenlieddichter 1676 und liegt seitdem in der Kirche begraben, die heute seinen Namen trägt. Neben der Paul-Gerhardt-Kirche, befindet sich in unmittelbarer Nähe sein ehemaliges Wohnhaus. Das Paul-Gerhardt-Zentrum bewahrt mit einer umfangreichen Sammlung an Ausstellungsstücken und Dokumenten sein Wirken


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Mit freundlicher Foto-Nutzungsgenehmigung des Landkreis Dahme-Spreewald, Michael Zalewski (mizafo) sowie des Tourismusverbandes Dahme-Seenland e.V., Malte Jäger

Wanderjenosse Sandra

Sandra

Ich bin in Brandenburg aufgewachsen und liebe die Märkische Landschaft und ihre Menschen. Ich bin Immer auf der Suche nach den schönsten und abgelegensten Winkeln zum Wandern und darüber Schreiben.

2 Comments on “Der Paul-Gerhardt-Weg”

  1. Schön, an dieser Stelle mal wieder etwas Neues zu finden- und klasse, dass mit dem Paul-Gerhardt-Weg auch Brandenburg wieder unter den Kandidaten für den Mehrtagesweg vertreten ist. Mal sehen, wie es diesmal ausgeht!
    Schönen Gruß,
    Gregor

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