Genshagener Heide für Forestlovers

SandraFläming, Nuthe-Nieplitz, Wandern0 Kommentare

Waldkiefer

Ich habe ja dieses Ding mit Bäumen.
Die Menschen meiner Umgebung haben des Öfteren darunter zu leiden, wenn mich die Baumerklärwut packt. Auch ein Stadtmensch sollte wenigstens ein paar einheimische Bäume auseinanderhalten können. Es ist keine Raketenwissenschaft eine schnöde Eiche von einer Kastanie zu unterscheiden und eine Linde sollte schon auch noch gehen. Zusatzpunkte in der B-Note, gibt es für das Erkennen im Winter, wenn gar keine Blätter dran sind.
Und da Ihr, die geneigten Leser dieses Blogs auch nicht ungeschoren davonkommen sollt, lernen wir heute mal was über Märkische Bäume.
Dazu fahren wir in die Genshagener Heide. Genshagen liegt nicht gerade in meinem bevorzugten Wanderrevier, denn das wahre Brandenburg beginnt erst außerhalb des Berliner Autobahnrings. Ein zwanzig Jahre alter Erlebnisführer des NABU verspricht jedoch: trockene Dünen und nasse Wiesen in der Genshagener Heide und so geben wir dem Speckgürtel eine Chance.
Wir starten bezeichnender Weise an der Strasse Am Wald  gegenüber des kleinen Feuerwehrhäuschens. Hier steht eine Schautafel, die über die Gegend informiert. Recht schnell lassen wir die Genshagener Gärten hinter uns und biegen in ein Waldweg ein, der als Fontaneweg gekennzeichnet ist (Roter Punkt auf weißem Grund).

Dünen – Spuren der Eiszeit

Links des Weges türmen sich mannshohe Sanddünen auf. Sie sind als solche kaum noch zu erkennen, denn Sie sind vollständig mit Kiefern bewachsen. Der Sand, für den Brandenburg berühmt-berüchtigt ist, stammt aus der Weichseleiszeit von vor ca. 15.000 Jahren. Die Gletscher, die sich damals über Land wälzten, führten jede Menge Gestein mit sich, dass durch das Eis bis auf Sandkorngrösse zerrieben wurde. Als das Eis abschmolz und über die Urstromtäler abfloss, blieb der Sand zurück und der Wind blies ihn über der vegetationslosen Landschaft zu Dünen zusammen. Als dann später die Pflanzen die Weltherrschaft in der Genshagener Heide übernahmen, wurden die Dünen einfach überwuchert und liegen nun ihrerseits wie eingefroren in der Landschaft.
Rechter Hand bietet sich ein ganz anderes Bild. Das Grundwasser steht hier höher und es wachsen hauptsächlich Schwarzerlen und ein paar Eichen. Einige Eichen am Wegesrand haben während der letzten Jahrhunderte ordentlich an Umfang zulegen können. Ein Kastanienfreund hat irgendwann Rosskastanien dazwischengesetzt und so eine schön zu belaufende Allee geschaffen.

Kiefer ist nicht gleich Kiefer

Irgendwann stehen wir vor einer Anpflanzung komischer Bäume. Sie sehen auf den ersten Blick wie Kiefern aus, auf den zweiten allerdings auch wieder nicht. Ich erahne eine Entdeckung unbekannten Ausmaßes und muss erst einmal Beweise sichern. Das heißt: Fotos machen, Kienäppel einsammeln und  Zweige abreißen zwecks späteren Bestimmungsversuches in heimatlicher Hütte, denn mit E auf dem Handy ist ja im Brandenburgischen Wald kein Blumentopf zu gewinnen, geschweige denn ein Baumkübel.

Die Waldkiefer – der Märkische Hausbaum

Die Waldkiefer ist das gängige und bekannte Kiefernmodell. In Monokultur über Jahrzehnte angepflanzt, steht sie häufig als Stangenforst in Reih und Glied und trotzt dem Märkischen Sand. Ob dieser menschlichen Fehlplanung ist sie seit dem letzten, heißen Sommer als Brandbeschleuniger in Verruf geraten. Dabei können einzelnstehende Kiefern fast 50m Höhe erreichen und einen Stammdurchmesser von 1m haben. Charakteristisch ist der zweifarbige Stamm bei älteren Bäumen. Der untere Teil ist braun und rissig, der obere Teil hellbraun-orange mit papierdünner, blättriger Rinde. Äste setzen ziemlich weit oben am Stamm an. Die Krone ist nicht einheitlich geformt. Oft zeigen die Äste bizarr in alle Himmelrichtungen. Die Eiförmigen Zapfen werden landläufig Kienapfel genannt. Soweit so gut.

freistehende Waldkiefer

Schön gewachsene Waldkiefer

Das andere Modell, das ich gefunden habe hat eine grüne, glatte Rinde. Äste setzen weiter unten am Stamm an und die Nadeln sind länger. Die Zapfen sind länglich und gebogen. Nach ergiebiger Recherche kann ich verkünden:
Es handelt sich um eine Anpflanzung von Weymouth-Kiefern.

Die Weymouthkiefer – Amerikanischer Exportschlager

Diese Kiefernart ist eigentlich in Nordamerika heimisch. Den Namen erhielt die Kiefer nach Lord Weymouth, der sie im 18. Jahrhundert in England als Forstbaum großflächig einführte, wenn gleich ein anderer Weymouth, nämlich George Weymouth,  sie schon 1605 nach Europa brachte. Da das Holz äußerst belastbar und langlebig ist, basiert der Aufschwung eines Großteils des mittleren Westen der USA auf der Weymouthkiefer. Derart motiviert, pflanzte man den Baum auch in England und später in Brandenburg an. Aufgrund der hiesigen klimatischen Bedingungen, die für die Weymouth-Kiefer nicht optimal sind, blieb der Erfolg dieser Baumart jedoch hinter den Erwartungen zurück. Sie ist hier anfällig für Krankheiten und erreicht weder das Alter, die Wuchshöhe noch den Durchmesser ihrer Nordamerikanischen Artjenossen.

Amerikaniche Weymouth-Kiefern in der Genshagener Heide

Weymouth-Kiefern in Reih und Glied

Kiefernkampf in der Genshagener Heide

In der Genshagener Heide habe ich eine relativ große Kultur gefunden, einen richtigen Wald. Die Weymouth-Kiefer ist relativ schnellwüchsig und leistet daher gute Dienste als Pionierbaumart zur Erstbesiedelung von Kahlflächen. Sie wurde zuweilen auch in kleineren Beständen, wie hier, gepflanzt, da sie als Forstbaum zu mehr Mischung hinsichtlich der Baumartenzusammensetzung beiträgt. Dies könnten zu DDR-Zeit die Gründe zur Bepflanzung dieser Fläche gewesen sein. Zu dieser Zeit gab es in den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieben zeitweilig Kampagnen für bestimmte Baumarten. Zwischen die Weymouth-Kiefern haben sich einige Waldkiefern geschummelt, so dass man beide Arten direkt vergleichen kann.

zwei Kiefernarten

Eine Gattung – zwei Arten
Links: Weymouth-Kiefer
Rechts: Waldkiefer

Kiefernzapfen

Zapfen der Weymouth-kiefer (links) und der Waldkiefer (rechts)

Da die Weymouth-Kiefer sieht als invasive Art im allgemeinen keinen rosigen Zeiten entgegen und so wird sie wohl in Zukunft als Auslaufmodel ein Nischendasein fristen.

TIPP
Der Schlosspark des Schlosses Genshagen ist ebenfalls einen Besuch wert. Ein schöner Rundweg führt durch den kleinen Park mit Teich.

Start: Genshagener Dorfstrasse/ Am Wald, 14974 Genshagen
Ziel: Genshagener Dorfstrasse/ Am Wald, 14974 Genshagen
Rundwanderweg: ja
Länge: 8 km
Schwierigkeitsgrad: leicht
teils sonnig/teils schattig

Quelle: Wikipedia
Vielen Dank für die freundlichen Auskünfte an: Landesbetrieb Forst Brandenburg/Oberförsterei Wünsdorf

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Wanderjenosse Sandra

Sandra

Ich bin in Brandenburg aufgewachsen und liebe die Märkische Landschaft und ihre Menschen. Ich bin Immer auf der Suche nach den schönsten und abgelegensten Winkeln zum Wandern und darüber Schreiben.

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