Durch den Fläming von Medewitz nach Wiesenburg

SandraFläming, Wandern2 Kommentare

wald im fläming

Wie der geneigte Leser weiß, bevorzugen wir Rundwanderwege, damit wir nicht denselben Weg zurück laufen müssen, den wir gekommen sind. Heute wandern wir zur Abwechslung einmal von Bahnhof zu Bahnhof. Wir fahren mit dem Regio in den Fläming bis Medewitz und wollen von dort bis nach Wiesenburg laufen. Das Unterfangen setzt eine akribische Planung voraus, denn der Regio fährt nur alle zwei Stunden. Im Februar, bei zu erwartenden Temperaturen um den Gefrierpunkt ist also zeitliche Präzision angeraten.

Letzter Halt vor der Grenze

Am internationalen Verkehrsknotenpunkt Medewitz steigen wir aus. Wir sind im Uebrigen die einzigen Aussteiger an der letzten Station vor der sächsisch-anhaltinischen Grenze. Der Bahnhof teilt leider das Schicksal vieler, alter Provinzbahnhöfe: Ein Bahnsteig, ein Graffiti geschmücktes, verrammeltes Bahnhofsgebäude und kein Mensch zu sehen. Ja, es gab schon bessere Zeiten. Aber jetzt sind wir ja da. Nach 200m sind wir in Medewitz-City angekommen. Das lässt sich am Schaukasten mit den öffentlichen Bekanntmachungen über Sperrmüllabholung und dem Wanderwegweiser mit zwanzig Pfeilen gut erkennen. An dieser Stelle muss ich die Beschilderungen im Fläming als vorbildlich loben. Ich glaube ich habe im Fläming noch nie eine Karte zu Rate ziehen müssen. Und so verlassen wir uns auf die Markierung 71, die uns nach Wiesenburg leiten soll.
Allerdings werden wir gleich hinter der Ortschaft aufgehalten. Wir laufen dem diensthabenden  Flämingermittler in die Arme. Lest HIER, wie wir im Verhör Rede und Antwort stehen!
Nach der Wölfe-mit-Stöckern-Abwehrgeschichte hole ich zuerst einmal das Messer aus dem Rucksack. Obwohl ich eigentlich kein Angsthase bin, ist mir jetzt doch ein bisschen mulmig zumute, denn ich schätze, dass sich in dem Waldgebiet, dass wir heute durchqueren, in der Tat mehr Wölfe als Menschen aufhalten. Sei`s drum, ein Zurück gibt es sowieso nicht; wir müssen den Regio kriegen. Und so stiefeln wir etwas schneller durch den Wald. Wie im Fläming zu erwarten geht es abschnittsweise ziemlich hoch und runter.

Eiskunstlauf der Hirsche

Plötzlich hören wir ein donnerndes Geräusch. Das kennen wir schon von früheren Touren in der Gegend. Diesmal bahnen sich Hirsche ihren Weg durch das Unterholz. Kennen wir schon. Kurz vor uns befindet sich linker Hand ein zugefrorener Bach, der zu einem kleinen Teich erweitert ist.

Bach und Wald im Fläming

Wald uns Wasser im Fläming

Genau an dieser Stelle bricht eine Hirschkuh durch das Gestrüpp und schlittert über das Eis. Auf der anderen Seite angekommen, nimmt sie, wieder mit festem Boden unter den Läufen, Tempo auf und rast die Steigung empor. Es folgen noch fünf, sechs weitere, die alle auf dem Eis um die Höchstpunktzahl in der B-Note bemüht sind. Ein bemerkenswertes Schauspiel! Ich muss wieder an den Wolf denken und erwarte jede Sekunde, dass ein Wolfsrudel über das Eis rutscht. Es folgt jedoch lediglich ein kapitaler Platzhirsch, der eine erstaunlich gute Figur auf dem Eis macht. So schnell wie sie gekommen sind, sind sie auch wieder verschwunden. Und natürlich war wieder keine Zeit für ein Foto.

Es rummelt und springt im Fläming

Wir kommen nun durch die Spring-Rummel. Für den ortsunkundigen Leser sei hier kurz erklärt, was eine Rummel ist. Eine Rummel ist ein verzweigtes, enges Trockental. Diese sind in der Eiszeit entstanden, als das Schmelzwasser langsam aber sicher abfloss. Als man im Mittelalter die Wälder abholzte, um Ackerland zu gewinnen, vertieften sich diese Täler durch starken Wasserabfluss bei Regen oder Schneeschmelze, denn viel Erdmaterial erodierte auf diese Weise.

Winterwanderung in der Springrummel im Fläming

In der Spring-Rummel

In der schön bewaldeten Rummel gelangen wir prustend aufwärts nach Spring. Spring besteht aus einer Handvoll Häuser, nett drapiert um einen mächtigen Baum, den ich ohne Blätter leider nicht benennen kann. Die Infotafel daneben gibt hierzu keine Auskunft und einen Springerianer zur Befragung lässt sich auch nicht blicken. Ich erwäge an einem der netten Häuschen zu klingelt, denn die Frage nach der Baumart brennt mir unter den Nägeln. Es kommt mir dann aber doch etwas ungehörig vor, die guten Leute in ihrer Sonntagsruhe zu stören. Und so bleibt die Antwort im Schneegestöber.

baum in Spring im Fläming

Der Baum in Spring

Wir lassen also Spring hinter uns und laufen weiter durch den schier endlosen Wald. Ein Bach verfolgt uns. Mal links mal rechts taucht er auf und kämpft hartnäckig gegen das Zufrieren.

Wir trainieren für Olympia

Die Abfahrtzeit des Regio rückt näher und wir befürchten, dass wir ihn nicht erreichen werden, da wir nicht genau wissen, wie weit es noch ist. Wir beschließen trotzdem eine Pause zu machen und finden eine Bank an einem zugefrorenen Teich.

Teich im Fläming

Pause am Wasser

Gestärkt stellen wir fest, dass es noch 12 Minuten bis zur Abfahrt sind und wir noch mitten im Wald sind. Naja, wir werden 2 Stunden Zeit schon irgendwie totschlagen. So laufen wir gemächlich dahin und erreichen 6 Minuten später den Waldrand und kurz danach das Ortseingangsschild von Wiesenburg. Ein Wanderwegweiser weist die Entfernung zum Bahnhof mit 400m aus. Die Uhr sagt: noch 4 Minuten. Wir schalten wieder 2 Gänge höher und traben los. 400m in 4 Minuten; das muss doch zu schaffen sein. Vielleicht hat der Zug ja auch ein bisschen Verspätung. Darauf will ich mich aber besser nicht verlassen. Hinter der nächsten Kurve erscheint der Bahnübergang am Horizont. Ich überlege, aus welcher Richtung der Zug kommen muss und mir geht auf, dass wir den Bahnübergang überqueren müssen, um zum Bahnsteig zu kommen. Das heißt, jeden Moment wird die Schranke runtergehen und wenn wir es nicht schaffen vorher dort zu sein, fährt uns der Zug vor der Nase weg. Ich sage zu Wanderjenosse Lea: „Renne!“ Sie versteht nicht warum. „Frag nicht, renne!“
Wir rennen wie verrückt los. Die Lampe des Andreaskreuzes behalte ich immer im Blick. Ich merke, dass Wanderschuhe und Rucksack sich eher hemmend auf die maximale Laufgeschwindigkeit auswirken. Zähne zusammenbeißen! Weiter! Und ob ihr es glaubt oder nicht, zwei Meter vor dem Übergang klingelt die Schranke los und die Lampe beginnt zu blinken. Wir springen noch unter dem sich absenkenden Schlagbaum hindurch und retten uns schwer atmend auf den Bahnsteig. Und schon sehen wir die Scheinwerfer des Zuges am Horizont aufblitzen. Damit erklären wir uns offiziell zu olympischen Rekordhaltern im Regio Reaching. Wir führen uns auch auf wie Olympiasieger, wenngleich der Schaffner etwas befremdet zu uns hinüberschielt. Er kann ja nicht ahnen, dass wir gerade ein zeitplanerisches Meisterstück hingelegt haben.

Start: Strasse: Bahnhof Medewitz, 14827 Wiesenburg/Mark
Ziel: Strasse: Bahnhof Wiesenburg,14827 Wiesenburg/Mark
Rundwanderweg: nein
Länge:  9 km
Schwierigkeitsgrad: leicht
schattig

Der Fläming in Bildern

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Wanderjenosse Sandra

Sandra

Ich bin in Brandenburg aufgewachsen und liebe die Märkische Landschaft und ihre Menschen. Ich bin Immer auf der Suche nach den schönsten und abgelegensten Winkeln zum Wandern und darüber Schreiben.

Wanderjenosse Lea

2 Comments on “Durch den Fläming von Medewitz nach Wiesenburg”

  1. Schöner Beitrag. Ich bin im Frühjahr, bei etwas angenehmeren Temperaturen auf dem Rundwanderweg 71 gewandert, aber komplett ab/bis Wiesenburg. Wirklich eine schöne Strecke.

    https://www.euroreiseblog.de/wandern-auf-dem-rundwanderweg-71-von-wiesenburg-mark-nach-medewitz-und-zurueck/

    Euren Blog werd ich mir mal in Ruhe anschauen, denn abseits des Fläming hab ich in Brandenburg noch keine Wandererfahrung und vielleicht finde ich da für mich etwas Interessantes.

    Viele Grüße aus Magdeburg

    1. Hallo Torsten,
      ja, im Fläming ist gut Wandern. Und im Rest Brandenburgs auch. Wenn Du Tipps brauchst, sprich uns gerne auch direkt an!

      Viele Grüsse
      Lea und Sandra

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