Der Ortolan und sein Rundweg in Stücken

SandraAllgemein, Fläming, Nuthe-Nieplitz, Wandern2 Kommentare

Grüner Steig, Stücken, Nuthe Nieplitz
Eine Tour, zwei Berichte!
Mutter und Tochter bloggen über Ihre Wandererlebnisse!

Wanderjenosse Sandra

Der Ortolan ist ein Vogel, den keiner kennt. Ich dachte es sei der Name einer Gegend, als ich im Internet den Ortolan-Rundwanderweg entdeckte. Er ist ein seltener und optisch wenig spektakulärer Vogel der Nuthe-Nieplitz Region. Da es aber einen Rundweg gibt, der ihm zu Ehren benannt ist, müssen die Wanderjenossen sich das mal ansehen.Los geht es in Stücken, einem gut gepflegten Örtchen ca. 30km südlich von Berlin. Wir parken in der Ortsmitte auf einem Parkplatz an der Kreuzung der beiden Hauptstraßen Stückener Dorfstraße/Zauchwitzer Straße. Hier am Parkplatz gibt einen Ortsplan, also erst mal Überblick verschaffen und gucken wo es langgeht. Hm, … der Rundweg ist nicht eingezeichnet. Dann eben Wanderkarte raus und reingucken. Der Maßstab ist zu groß, wir werden nicht schlauer. Der uns begleitende Silberrücken rollt schon mit den Augen, weil die Damen offenbar nicht ausreichend vorbereitet sind. Nach einiger Zeit des Rätselratens entdecken wir den Findling mit der Bezeichnung „Ortolanrundwanderweg“ inklusive Pfeil direkt vor unserer Nase. Na also, geht doch.

Rein in den Wald

Schon nach wenigen hundert Metern geht es hinter den Häusern in den Wald. Ein schmaler Pfad schlängelt sich durch den dichten Feuchtwald. Rechter Hand blitzt immer mal wieder das Mühlenfliess durch die Bäume. Wie schön, genau solch eine Landschaft wollte ich heute haben.
Die Mücken freuen sich ebenfalls über unseren Besuch. Wir improvisieren Schlagwerkzeuge und schalten auf olympische Schrittfrequenz. Derart beschäftigt, verpassen wir die 300 Jahre alte Reformationseiche, die ich so gerne gesehen hätte. Schon kurzer Zeit erreichen wir einen Abzweig mit Findling „Ortolanrundwanderweg nach Stücken“. Der Weg führt in spitzem Winkel nach rechts, in etwa dieselbe Richtung aus der wir gerade kommen. Nach Stücken zurück wollen wir nicht, also nehmen wir den linken Abzweig. Wir kämpfen uns weiter durch Myriaden von Mücken und der dicksten Schwebfliegen, die ich je gesehen habe. Bald tritt der Feuchtwald zurück und die Landschaft öffnet sich. Damit sind wir auch die Mücken los.

Wo is er denn?

Nun stellt sich die wichtigste Frage des Tages: Wo ist der Ortolan? Wir reden wenig und halten Ausschau, können aber keinerlei Vögel ausmachen. Dafür entdecken wir eine Wespenstadt. In dem lockeren, breiten Sandweg haben Erdwespen Einfluglöcher zu ihren unterirdischen Behausungen gegraben. Es ist gerade Rushhour und die Luft über dem Weg wimmelt von Wespen. Der Silberrücken latscht natürlich nichts ahnend mitten durch. Wir jedoch quetschen uns auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Sandweg und Elektrozaun der Wiese durch, um nicht den Zorn der Insekten auf uns zu lenken. Der Weg schlängelt sich herrlich einsam weiter. Nach ca. 2km erreichen wir wieder die Zivilisation. Ein paar Häuser tauchen rechts auf. Plötzlich, … ein Vogel über unseren Köpfen! Er landet in einem halbhohen Baum am Wegrand. Ist er das? Wir sind uns nicht sicher. Könnte schon sein. Er beäugt uns neugierig von oben. Wir stehen erstarrt da, um ihn nicht zu verscheuchen. Hier das Beweisfoto. Vielleicht kann ja ein geneigter Hobbyornithologe Aufklärung schaffen?

Ortolan Nuthe-Nieplitz

Ist das der Ortolan?

Alles auf Anfang

Ein paar hundert Meter weiter stehen wir plötzlich vor einem Zeltplatz. Ich fürchte hier stimmt was nicht. Die Wanderkarte beweist: Wir sind am Seddiner See gelandet und überhaupt nicht dort, wo wir sein wollen. Wir halten Kriegsrat und entscheiden zurückzugehen, denn andere Rückwege sind für unser Nesthäkchen zu umwegig. Wir gehen also zurück über Wespenstadt und Mückenhölle bis zu dem Abzweig mit besagtem Findling, den wir nicht ernst genommen haben und folgen in Pfeilrichtung. Der Weg überquert das Mühlenfliess über ein Holzbrückchen und führt durch einen idyllischen Heckenweg (der Grüne Steig). Wir erreichen die Landstraße, queren sie und wissen schon wieder nicht wo es langgehen soll. Diesmal entdecken wir jedoch schnell den völlig überwucherten Wegweiser-Findling, der uns entlang der hier beginnenden Feldhecke schickt. Der grüne Ackerteiler besteht aus verschiedenen Obstgehölzen, die zu unterschiedlichen Jahreszeiten reifen. Es ist gerade Kirschzeit und daher kommen wir ab hier nur langsam voran. Jede Sorte muss schließlich probiert werden. Wir legen uns einen kleinen Mundvorrat für den Rest des Weges an und folgen dem Pfad auf die vor uns liegende, bewaldete Hügelkette.

Endspurt

Da ich den Flyer mit der Routenbeschreibung des Ortolan-Rundwanderweges inzwischen verloren habe, bin ich über den weiteren Streckenverlauf nicht mehr so ganz im Bilde. Wir erreichen den Waldrand, biegen rechts ab und folgen dem Weg vor dem Wald. Hier sind wir wieder falsch. Der Ortolanweg führt nämlich durch den Wald auf die andere Seite des bewaldeten Hügels, wie ich später feststelle. Macht aber nichts, laufen wir eben vor dem Wald. Der schöne Blick hinunter auf Stücken und die umliegenden Felder und Wälder verkürzt uns die restliche Wegstrecke bis zum Ortseingang von Stücken.
So haben wir den Ortolan-Rundwanderweg in Stücken nur in Stücken absolviert. Das können wir besser und werden wiederkommen – im Herbst, wenn die Äpfel und Birnen reif sind.

Wanderjenosse Lea

Am letzten Sonntag waren wir in Stücken. Dort sind wir den Ortolan- Rundwanderweg lang gelaufen. Eigentlich wollten wir woanders hin, aber dann hat Mama uns dahin geschleppt. Es ist wirklich sehr schön da, keine Frage, aber unser sonst so guter Orientierungssinn hat uns da irgendwie komplett verlassen. Im Prinzip muss man nur den Findlingen hinter her laufen und kommt dann wieder da raus, wo man angefangen hat.

Feld im Sommer bei Stuecken

Feld mit Kamille, Kornblumen und Mohnblumen

Aber wir mussten erstmal einen finden. Nach fünf Minuten in denen ich gar nichts gemacht habe, meine Schwester schon am Essen war und Mama und Papa sich darüber gezankt haben, wo wir jetzt lang müssen haben wir dann auch einen gefunden. Wir kamen in irgendeinen Wald, wo ich innerlich schon den ersten Schreikrampf bekam, weil da unendlich viele Mücken waren. Zum Glück hatten wir uns vorher mit Mückenspray eingesprüht. Bis hier hin war alles soweit normal: Papa sprach wie immer wild fremde Menschen an, meine Schwester rannte voraus und ich war panisch damit beschäftigt die Mücken von mir fern zu halten. Aber dann kamen wir an eine Abzweigung. Links oder rechts? Naja, eigentlich hätten wir rechts gemusst, den Findlingen entlang, aber wie könnte es anders sein- wir laufen natürlich links, weil wir diesen blöden Stein nicht gesehen haben.

Auf dem Holzweg

Nichts ahnend laufen wir also weiter. Ich meine, da wo wir lang gelaufen sind war es auch schön, aber irgendwie ist es keinem von uns aufgefallen, dass wir Falsch gelaufen sind. Bis wir an einem Campingplatz ankamen und nicht mehr wussten wo wir lang müssen. Papa meinte links, Mama sagte rechts, bis uns dann auffiel: Wir sind hier komplett falsch. Also wieder den ganzen Weg, die halbe Stunde, zurück in den Mückenschwarm rein. Das war wieder Typisch meine Familie. Wenigstens konnte ich mir jetzt zu 80% sicher sein, dass unser tägliches Peinlichkeitslevel erreicht war. Dann ging es über eine kleine Brücke und einen recht langen Weg entlang, bis wir zu einer Straße kamen. Auf der anderen Seite war ein Mohnfeld, was wirklich schön aussah.

Der Weg in Stücken ist endlich vorbei

Ein paar Meter weiter nach rechts auf dieser Seite ging der Weg dann am Feldrand weiter. Immer wieder säumten Kirschbäume (welchen Früchte wirklich sehr lecker waren) und Schlehen (die waren leider noch nicht reif) den Wegrand. Nach einiger Zeit war es dann aber doch ziemlich nervig, weil wir an jedem einzelnem Kirschbaum angehalten haben und ich eigentlich weitergehen wollte. Irgendwann war ich dann auch noch die Einzige, die ihre Wasserflasche nicht ausgetrunken hatte und musste allen was abgeben (zum Glück konnte ich das auf meine Schwester beschränken). Dann war da noch so ´ne Abzweigung. Na wer errät es? Ja, wir sind wieder falsch abgebogen. Wenigstens ging unser Weg in dieselbe Richtung wie der, den wir eigentlich hätten nehmen sollen.

An sich war es nicht so schlimm. Der Weg war auch schön, aber er war in der Sonne und ich wäre lieber im Schatten gelaufen. So haben wir wenigstens ein Feld das mit Mohn, Kornblume und Kamille bewachsen war entdeckt, war also nicht ganz sinnfrei.

Nachdem wir dann noch ein kleines Stück an der Straße entlang gelaufen sind, kamen wir wieder am Auto an. Ich fand die Tour sehr schön, sie wäre aber noch schöner gewesen, wenn wir uns nicht verlaufen hätten. Das einzig Gute war, dass wir noch einen Ortolan (seltener Vogel, nachdem der Weg benannt wurde) gesehen haben, als wir auf dem Holzweg waren. Aus dem Auto haben wir dann auf dem Rückweg noch den Weg gesehen, den wir eigentlich hätten gehen sollen. Ich meine, da geht man einmal nach ´nem halben Jahr wieder wandern und dann passiert das. Also, herzlich Willkommen in unserer Familie, hier sind Katastrophen vorprogrammiert.

TIPP
Eine kleine Pause oder Erholung von der Tour. Wir empfehlen euch den gemütlichen Fliederhof in Stücken.

Streckeninfos

Start: 14552 Stücken
Ziel: 14552 Stücken
Rundwanderweg: ja
Länge: 9,64 km
Schwierigkeitsgrad: leicht
überwiegend schattiger Weg

Ausflug Stücken in Bildern

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Wanderjenosse Sandra

Sandra

Ich bin in Brandenburg aufgewachsen und liebe die Märkische Landschaft und ihre Menschen. Ich bin Immer auf der Suche nach den schönsten und abgelegensten Winkeln zum Wandern und darüber Schreiben.

Wanderjenosse Lea

2 Comments on “Der Ortolan und sein Rundweg in Stücken”

  1. Euren Blog zulesen macht Spass, habe mich sehr amüsiert.
    Der Ortolan gehört zu den Sperlingsvögeln, auch Gartenammer genannt. Sehr selten.
    In Deutschland nur noch ca.2000 Brutpaare.
    Freue mich auf Eure nächste Tour

    1. Hallo Gitte,
      vielen Dank für dein Feedback und die Auskunft über den Ortolan!!!
      Wir freuen uns, dass unser Beitrag dir gefällt und hoffen, dass du weiterhin Spaß an unserem Blog hast.
      LG
      die Wanderjenossen

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